In drei Teufels Namen: Die etwas andere Geschichte der Hexen und ihrer Verfolgung (German Edition) by Breuers Dieter

In drei Teufels Namen: Die etwas andere Geschichte der Hexen und ihrer Verfolgung (German Edition) by Breuers Dieter

Autor:Breuers, Dieter [Breuers, Dieter]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: BASTEI LÜBBE
veröffentlicht: 2013-08-16T00:00:00+00:00


Je weniger Aberglaube, umso weniger Fanatismus,

je weniger Fanatismus, umso weniger Unheil.

Voltaire

16 DIE KEPLERIN

Ein Abend im August des Jahres 1615 in Leonberg, einem protestantischen Städtchen in der Nähe von Stuttgart. Die Männer waren allesamt schon ziemlich betrunken, als sie die Treppe hinaufstolperten. Prinz Achilles, der Bruder des Herzogs von Württemberg, hatte nach einer Jagd zum Essen ins Haus des Forstmeisters eingeladen, und schon dort war reichlich Wein geflossen. Anschließend war Lutherus Einhorn, der Vogt, mit einigen Kumpanen in die Vogtei gezogen, wo das Gelage fortgesetzt wurde.

Zu ihnen gehörte auch Urban Kräutlein, der Leibbarbier des Prinzen, ein wichtiger Mann am Stuttgarter Hof, denn er war nicht nur verantwortlich für die äußere Erscheinung seines Herrn, sondern notfalls auch in der Lage, frische Wunden zu behandeln. Ebenso wichtig war nach dem Aufkommen der seuchenartig um sich greifenden Syphilis auch die Behandlung verschiedenster – teils delikater – Krankheiten, und die konnte man nicht nur mit Kräutern bekämpfen, sondern, wenn auch eher heimlich, mit gewissen magischen Mitteln.

Nachdem man noch ein paar weitere Krüge geleert hatte, kam die Rede auf die acht Hexen, die man vor und nach der Jahreswende hingerichtet hatte, und daher, meinte der Vogt, sei die Stadt nun endlich hexenfrei.

»Issnichwahr«, antwortete der Hofbarbier und erhob sich schwankend. »Issnichwahr«, wiederholte er. »Iss immer noch eine da, weiss ich genau!«

Der Vogt runzelte die Stirn und sah sein Gegenüber fragend an. »Und wer soll das sein?«

Der Barbier musste sich einen Augenblick konzentrieren, bevor er antwortete: »Die Nachbarin von meine Schwester, jawoll, die alte Vettel, das Kätterle.«

Lutherus Einhorn schien plötzlich hellwach. Hexen zu jagen bereitete ihm großen Spaß, zumal er wusste, dass die große Mehrheit der Bürger ihn dabei voll unterstützte. »Wie heißt die Frau?«, fragte er interessiert.

»Die Keplerin isses, wohnt neben meine Schwester. Genau! Direkt neben meine Schwester, inne Kirchgasse.«

»Und Ihr seid sicher, dass sie eine Hexe ist?«

»Ganssicher«, sagte der Barbier und richtete sich mit einiger Mühe würdevoll auf. »Aber soll sie Euch selber sagen, könnt sie ja herholen lassen. Wohnt direkt neben meine Schwester.« Und damit ließ er sich zurück auf die Bank fallen.

Der Vogt brauchte nicht lange, um zu einem Entschluss zu kommen. Er winkte zwei Wächter herbei und befahl ihnen, die besagte Frau herzubringen. Das konnte vielleicht noch eine interessante Nacht werden.

* * *

Katharina Kepler war zu diesem Zeitpunkt achtundsechzig Jahre alt. Ihr Vater war Wirt in der benachbarten Markung Eltingen gewesen, und in dessen Gasthaus hatte sie auch Heinrich Kepler kennengelernt, der eine gute Partie zu sein schien, denn sein Vater war unweit von Stuttgart ebenfalls Wirt und dazu Bürgermeister. Katharina ließ sich von Heinrich schwängern, bezog dafür, obwohl schwanger, von ihren Eltern eine ordentliche Tracht Prügel, musste auf ihren Befehl hin den Vater ihres noch ungeborenen Kindes heiraten – und damit war ihre Zukunft auch schon zu Ende.

Nach sieben Monaten kam Sohn Johannes in dem nahe Stuttgart gelegenen Ort mit dem merkwürdigen Namen Weil der Stadt zur Welt, und ihm folgten sechs weitere Kinder, von denen drei jedoch früh starben. Katharinas Mann war unstet und jähzornig, versuchte sein Glück auf höchst unterschiedliche



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.